Regisseur Luca Guadagnino verschmilzt in seinem Remake Tanz und Horror zu einer einmaligen Choreographie. Absolut ab sofort auf meiner Liste der Lieblingsfilme.
Berlin, 1970: Eine Balletschülerin taucht verstört im Büro ihres Psychiaters auf und hinterlässt ein Journal voller kryptischer Texte über Hexenkunst, bevor sie aus der Stadt verschwindet. Kurz darauf ergattert Susie Bannion (Dakota Johnson) an eben jener Balletschule ihren begehrten Ausbildungsplatz. Geführt von der renommierten Tänzerin Madame Blanc (Tilda Swinton) bildet die Schule nicht nur Tänzerinnen aus, sondern bietet ihnen auch gleich noch Unterkunft im selben Gebäude. Ein Arrangement das Susie bald auf die Spuren der dunklen Ecken im Gebäude bringt…
Remake auf neuen Pfaden
Suspiria ist ein Remake des italienischen Films von Dario Argento aus dem Jahr 1977. Argento kreierte in seinem Suspiria eine einmalige Bildsprache mit kräftigen Farben, Regisseur Guadagnino geht einen düstereren Weg. Mit matteren Farben kreier er nicht weniger hypnotische Bilder, die das Geschehen in stets bedrohliche lauerndes Zweilicht tauchen.
Auch die Geschichte leitet er bald auf andere Wege, die für einmal nicht schon ewig breitgetreten wurden.
Absolut hypnotisch ist Tilda Swinton. Nur wenige Darstellerinnen hätten wohl diese perfekte Ausstrahlung von Macht, Eleganz, Bedrohlichkeit und zugleich Sanftheit derart hingebracht. Umso beindruckender, dass Dakota Johnson damit absolut mithalten kann.
Weswegen es wirklich schade ist, dass einer der wenigen negativen Punkte der Mangel an tatsächlicher Charakterentwicklung ist. Aber die unglaubliche Präsenz der Darstellerinnen überdeckt dies locker.
Tanzschritte aus der Hölle
Absoluter Höhepunkt sind die Tänze. Ausserhalb der «klassischen» Tanzfilme, enden diese oft nur als Beiwerk zur Geschichte. In Suspiria sind sie unlösbarer Teil davon, unlösbarer Teil des Horrors und zugleich gefüllt mit düsterer Erotik. Bereits die zweite Choreographie lässt Ballerinas mehr als nur ein bisschen den Fuss in Body-Horror tippen.
Dabei webt er im Hintergrund noch reale politische Geschehnisse ein. Die dadurch beigefügte Tiefe ist nur gering, aber es verankert die von der Welt abgerückt scheinende Ereignisse in der Tanzschule mit der Aussenwelt. Genauso wie die Figur des Psychiaters, der als einziger Aussenstehender den mysteriösen Vorgängen auf der Spur ist. Und übrigens ebenfalls von Tilda Swinton gespielt wird.
So zieht sich das gefährliche Netz der Tanzschule aus Macht, Kunst und Intrigen immer mehr zusammen, bis es in einem wuchtigen Finale aus Tanz und Blut implodiert.
Fazit
Suspiria (2018) mag
ein Remake sein, Regisseur Guadigno geht aber seinen eigenen Weg. Er kreiert
ein hypnotische Horror-Tanz-Werk mit optimaler Bühne für Tilda Swintons und
Dakota Johnsons absoluter Präsenz.
Sterne 4/5
Läuft in der Schweiz für wenige Tage im Kino Xenix in Zürich (ab 07.02.2019) und im Kino B-Movie in Basel (ab 03.02.2019).
UPDATE: Suspiria läuft in der Online Ausgabe des NIFFF 2020.
Suspiria (2018), Regie: Luca Guadagnino , Italien/USA.
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