
„Bokshi“ bedeutet „Hexe“ in Nepali, eine Figur umgeben von Mythen, beschuldigt schwarze Magie zu praktizieren. Manche sehen darin eine faszinierende Gruselgeschichte, andere die Realität.
Anahita (Prasanna Bisht) wächst in der Mitte davon auf: Ihre väterliche Grossmutter will nichts von solchen Dingen hören, während ihre verstorbene Mutter ihr Haar regelmässig mit Öl pflegte, das böse Geister abwehren soll. An letzterer Tradition hält Anahita trotz dem Gehänsel ihrer Mitstudierenden eisern fest, zumal sie der traumatische Tod der Mutter oft in halb vergessenen Träumen einholt.
Anahita’s Interesse an alten Mythen bringt sie dazu sich einem Studientrip mit der Geschichtslehrerin Shalini (Mansi Multani) anzuschliessen. Das Ziel ist ein uralter Steinkreis, in einem von Mythen umrankten Wald. Auf dem Weg dahin findet die Gruppe einen weiteren Stein mit eingeritzten Symbolen: der Himmelsgott oben, die Erdgöttin unten, die Mitte, von der Zeit unkenntlich gemacht. Die jungen Studentinnen amüsieren sich laut über die abgebildten Penis und Hodensack Symbole, zum Unwohlsohn der wenigen anwesenden Männer. Reduzierung auf Geschlechtssymbole, im Wald von Mutter Natur einmal umgekehrt.
Ein Spalt zwischen männlich und weiblich, der sich ebenso auftut, wenn Shalini zunehmend Kontrolle über die Reise übernimmt und sich dabei gegen ihren männlichen Kollegen stellt. Während Shalini jene ist mit den Fachkenntnissen, sieht sich letzterer nämlich dennoch als Organisator der Gruppe. Anahita hingegen fühlt sich zunehmend von Shalini fasziniert, etwas tief in ihr fühlt eine Verbindung zu der charmismatischen älteren Frau. Prasanna Bisht brilliert dabei als Anahita, die zugleich Antworten und Stärke, als auch neue furchtsame Erkenntnisse findet. Als die Gruppe schliesslich unter Shalini’s Leitung vom geplanten Waldpfad abweicht, sind die Rufe von etwas Uraltem unausweichbar.
Bis es soweit kommt, dauert es allerdings eine ganze Weile und das ist Bokshin’s grösste Schwäche. Die volle 2h 22m Stunden Laufzeit hätte es wohl nicht ganz gebraucht, das langsame Tempo des Films verliert sich in manchem repetitiven Element. In allen Szenen in denen der Film vorwärts geht funktioniert die Horror-Erzählung über weibliche Urkraft und die Ausbeutung von Mutter Natur aber wunderbar und endet in einem kraftvollen, visuell beindruckenden Finale.
Letzteres ist komplett gesprochen in „Boksirit“ einer extra für den Film von Linguist Jan Van Steenbergen erfunden Sprache. Regisseur Bhargav Saikia und Drehbuchautor Harsh Vaibhav haben für den Film vor Ort örtlichen Mythen im Norden von Sikkim, einem Staat in Indien, erforscht und daraus ihre eigene Mythology für Bokshi kreiert. Eine Sorgfalt, die spürbar ist und den Film trotz seiner Länge zu einem lohnenswerten Erlebnis macht.
3.5/5 Sterne
Bokshi läuft am am 09. Juli 2025 noch einmal am Neuchâtel International Fantastic Film Festival .
Bokshi (2025), Regie: Bhargav Saikia, Indien.
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