Anlässlich der Schweizer-Premiere von Der Hobbit: Smaugs Einöde (ab 12.12.2013 im Kino), kamen Aidan Turner (Zwerg Kili) und Dean O’Gorman (Zwerg Fili) eigens nach Zürich, um für ihren Film zu werben. Dabei posierten sie sogar mit ihren eigenen Lego-Figürchen für unsere Kamera. Am nachfolgenden Tag standen sie uns dann gut gelaunt für ein Interview zur Verfügung. Wie man aus dem Gespräch heraus merkt, verstehen sich die beiden ganz offensichtlich auch abseits der Leinwand prächtig.
Zwerge sind wie Pitbulls …und sie flechten gerne ihr Haar.
Habt ihr das Buch „Der Hobbit“ und die „Herr der Ringe“- Bücher bereits vor dem Film gekannt?
Aidan Turner: Nein, nicht wirklich. Ich hatte lediglich schon davon gehört, dass es eine Vorgeschichte zu „Herr der Ringe“ gibt. Erst nachdem ich die Rolle bekommen habe, habe ich das Buch gelesen.
Dean O’Gorman: Ich habe nur den Hobbit als Kind gelesen. Mein Vater schenkte mir damals ein Exemplar mit wunderschönen Zeichnungen. Er ist Maler und die Bilder gefielen ihm. Um ehrlich zu sein, habe ich dann allerdings den Bildern mehr Beachtung geschenkt als den Worten. Zum Glück ist der Hobbit aber schnell gelesen, stell dir vor, wir hätten alle „Herr der Ringe“-Bücher lesen müssen.
Jetzt seid ihr allerdings sehr vertraut mit der Geschichte und den Charakteren – was zeichnet Zwerge aus?
Dean O’Gorman: Sie sind eine sehr beschützende Rasse. Sie wachen eifersüchtig über die Dinge, die sie für sich beanspruchen. Sie sind misstrauisch gegenüber anderen Rassen. Ausserdem sind sie ziemlich stark. Sie sind wie Pitbulls. Zudem feiern, trinken und essen sie natürlich gerne… und flechten ihr Haar.
Aidan Turner: Sie sind aber auch sehr loyal. Sie können den ganzen Tag streiten, aber sobald sie von aussen bedroht werden, halten sie zusammen.
Was unterscheidet Kili und Fili von den anderen Zwergen?
Dean O’Gorman: Sie sind viel hübscher natürlich…
Aidan Turner: …und viel jünger und weniger grimmig.
Dean O’Gorman: Ja, sie sind nicht so zynisch wie Gloin. Dafür sind sie naiver und leichter zu begeistern. Und natürlich sind sie von königlichem Blut, was ziemlich cool ist.
Aidan Turner: Einer der beiden hat ausserdem eine kleine Vorliebe für Elfen, was für einen Zwerg ziemlich speziell ist (lacht).
Wenn ihr euren Filmbruder in einem Wort beschreiben müsstet, welches wäre das?
Dean O’Gorman: Impulsiv.
Aidan Turner: Engagiert? Langweilig? Nur ein Wort auszuwählen ist schwer.
Dean O’Gorman: Engagiert? Danke auch. (lacht) Du hättest auch „gut aussehend“ sagen können.
Dean, du hast ursprünglich für die Rolle des Thorin vorgesprochen…
Dean O’Gorman: (unterbricht) Nein, das Gerücht ist aus einem falschen Zitat entstanden. Ich hatte mich für Bilbo beworben. Da hat mich das Empire Magazine falsch zitiert. Die haben kürzlich auch geschrieben, im Film liefe was zwischen Thorin, Tauriel und Legolas und ich dachte mir nur: „Recherchiert mal richtig!“
Aidan Turner: Ich habe mich ursprünglich für eine Rolle als Elb beworben, der am Ende nie im Film aufgetaucht ist. Ich glaube, es war ein Bruder von Legolas. Aber der Rückruf kam dann für Probeszenen mit Kili und Fili.
Bilbo ist ein Nerd!
Okay, Dean, und was sind denn die Vorteile von deiner Rolle als Fili gegenüber der Rolle als Bilbo, für die du dich ursprünglich beworben hast?
Dean O’Gorman: Fili ist ein grossartiger Charakter. Aidan und ich haben Glück gehabt, weil wir die beiden jüngeren Zwerge spielen. Wir durften einen Menge Blödsinn anstellen. Ausserdem mussten wir weniger Prothesen und Maskenteile tragen, im Gegensatz zu den anderen Zwergen. Ich habe nur diesen kleinen Schnauz. Wenn ich allerdings den Kopf zu schnell bewege, schlage ich mir jeweils die eingeflochtenen Metallteile selbst an den Kopf. (lacht) Durch den Schweiss hat sich der Schnauz allerdings immer wieder gelöst und in unseren Kostümen haben wir viel geschwitzt! Man konnte immer erkennen, wenn wir eine lange Nacht hinter uns hatten, weil dann die Bärte am anderen Tag andauernd abgefallen sind. Aber ich bin extrem glücklich, dass ich an der ganzen Produktion beteiligt war und Fili ist wirklich toll. Er ist cooler als Bilbo. Bilbo ist eher ein Nerd, ein Geek. Er ist okay und verbessert sich, aber er ist wenig zugeknöpft.
Dean, du bist erst später zum Team dazugestossen (der ursprünglich als Fili geplante Schauspieler musste aus familiären Gründen wieder absagen, Anm. d. Red.). Welche Herausforderungen waren damit verbunden?
Dean O’Gorman: Diese Situation hätte wirklich schwierig werden können, aber zum Glück haben mich alle sehr herzlich willkommen geheissen. Ich fühlte mich ein wenig wie der Neue in der Klasse. Meine erste Szene war in Bilbos Haus und alle Anderen hatten die Szenen schon einmal gespielt. Ich war der Einzige, für den das alles komplett neu war. Ich habe einfach versucht, nicht zu viel darüber nachzudenken.
Aidan Turner: Er war fast gelähmt vor Angst. (lacht)
Dean O’Gorman: Was? Ich habe mich lediglich zuerst so gefreut auf die Rolle und dann plötzlich kurz vor der Szene dachte ich nur noch: „Wie komme ich da wieder raus? Wie kann ich es vermeiden, dass ich irgendetwas sagen muss?“. Um fair zu sein, die Anderen hatten zwar bereits einige Szenen gedreht, aber ich kam nur etwa zwei Monate später dazu. Nachdem wir später bereits zwei Jahre gefilmt hatten, tauchten auch noch neue Schauspieler auf und die hatten denselben Gesichtsausdruck wie ich zu Beginn: Leicht verwirrt und ohne Durchblick was genau abläuft. Und die waren sich immerhin schon die Arbeit mit Prothesen und Masken gewöhnt, ich hatte so etwas in dem Ausmass noch nie zuvor gemacht.
Aidan Turner: Manchmal war es ziemlich unheimlich, immer in diesem Kostüm zu stecken. Man wird immer daran erinnert, dass man in Mittelerde ist. Die Sets waren unglaublich, besonders Bilbos Haus wirkte so echt. Peter Jackson war ausserdem andauernd von diesem riesigen Team umgeben.
Dean O’Gorman: Das hat manchmal wirklich meine Nerven strapaziert. Es waren immer so viele Leute auf dem Set! Und alle haben dich auf dem Monitor beobachtet. Manchmal waren 100 Leute gleichzeitig da.
Aidan Turner: Mindestens 100 Leute! Und dann läufst du aus dem Studio raus und da sind nochmal so viele Leute. Und um die Ecke sind gleich die WETA-Werkstätten, die nochmal hunderte von Menschen beschäftigen. Da fühlt man sich wirklich nur wie ein kleines Rädchen im Getriebe.
Wie schwierig war es, aus einer Gruppe von 13 Zwergen hervorzustechen?
Aidan Turner: Das war ganz einfach, ich habe eine Menge Lärm verursacht (lacht). Ich glaube, das hat das Team wunderbar hinbekommen. Jeder Zwerg hat einen individuellen Touch bekommen, an dem man ihn sofort erkennt.
Dean O’Gorman: Ja, das ist wirklich der Verdienst des Design Teams. Im Buch sind die Zwerge nicht so detailliert herausgearbeitet. Aber generell haben wir nicht versucht andauernd hervorzustechen, jeder hatte seine Momente und wenn diese vorbei waren, hat man sich wieder zurückgenommen.
Jeder Zwerg hat seinen individuellen Touch.
Es gab also kein Konkurrenzdenken unter den Zwergen?
Aidan Turner: Nein, nicht wirklich. Wir haben uns nur manchmal gegenseitig freundschaftlich aufgezogen.
Kili hat im zweiten Film aber definitiv Gelegenheit hervorzustechen. Aidan, du hast mehrere spezielle Szenen mit Evangeline Lilly. Wie war das, einmal mehr zu sein, als nur einer der 13 Zwerge?
Aidan Turner: Kili ist immer einer der Zwerge. Aber es ist toll, dass er in Laketown eine eigene Storylinie erhält. Auch die Tatsache, dass die Zwerge sich trennen gefällt mir. Tauriel ist natürlich nicht im Buch, aber ich finde ihre Figur passt wirklich gut hinein. Es ist wichtig, auch eine starke weibliche Rolle im Film zu haben, immerhin schauen sich auch viele junge Mädchen den Film an. Tolkien hat zudem viele wunderbare weibliche Figuren kreiert, sie sind einfach nicht in diesem Buch.
Dean O’Gorman: Lustigerweise gibt es viele junge Mädchen, die sich als Fili, Kili oder Thorin verkleiden. Ich finde eine starke weibliche Hauptrolle im Film ebenfalls sehr wichtig. Natürlich gibt es einige Puristen, die sich darüber beschweren, dass sie nicht im Buch verkommt, aber Peter Jackson macht seine Filme für das Filmpublikum. Ausserdem sieht Tauriel auch nicht schlecht aus (lacht).
Im ersten Film gab es die berühmte Szenen 88 (Die Flucht vor den Wargs, eine Szene, die eine MENGE Takes und Rennen beinhaltete, Anm. d. Red.). War irgend eine Szene des zweiten Teils gleichermassen anstrengend?
O’Gorman: Wir haben eine Menge Zeit in Mirkwood verbracht. Immer wieder mussten wir neue Szenen im Mirkwood drehen. Irgendwann haben wir Schauspieler sozusagen die Orientierung verloren und fragten uns weshalb jetzt wohl schon wieder eine Mirkwood-Szene an der Reihe war. Ich glaube sie hatte verschiedenen Ideen für Mirkwood und wollten diese ausprobieren.
Aidan Turner: Irgendwann waren wir wohl wirklich genauso verwirrt, wie wir in den Szenen dreinschauen.
Peter Jackson verfügt über ein grenzenloses Budget. Er kann den ganzen Tag Zeugs kaputt hauen und hat danach immer noch etwas übrig.
Inwiefern unterscheiden sich die Dreharbeiten für diese Trilogie von anderen Filmprojekten, an denen ihr bereits beteiligt wart, einmal abgesehen von der Grösse?
Aidan Turner: Genau die Grösse macht einen gewaltigen Unterschied. Bei den meisten anderen Filmen ist das Budget immer extrem wichtig, selbst wenn 20 Millionen Pfund zur Verfügung stehen. Ich habe ja zum Beispiel in einer BBC Serie mitgewirkt, da ist die Geldfrage immer präsent. Soll man in einer Szene ein Glas zerbrechen, erhält man dann zum Beispiel nur drei Versuche, weil einfach nicht mehr Gläser zur Verfügung stehen. Bei Peter Jackson spielte das keine Rolle. Er kann den ganzen Tag Zeugs kaputt hauen und es hat immer noch was übrig. Und wenn doch mal irgendetwas fehlt, wird es sofort wieder hergestellt, noch während man darüber spricht.
Dean O’Gorman: Zudem ist da natürlich die Reichweite des Films. Die Serie bringt eine bereits existierende Fanbasis mit. Kili und Fili hatten bereits Fans bevor der Film überhaupt fertig war. Es ist, als ob man eine bereits existierende Welt betritt. Es gibt sogar Lego-Figuren von uns (siehe Galerie, Anm. d. Red.)! Was mich aber wirklich an der Sache begeistert, ist, dass die Filme Peter Jacksons Leidenschaft und Vision sind. Bei der Arbeit an TV-Produktionen wechseln die Regisseure häufig. Aber diese Trilogie ist Peter Jacksons Welt und man fühlt sich wie ein Teil eines Prozesses, der ihm wirklich am Herzen liegt.
Letzte Frage: Wenn ihr auswählen müsstet zwischen einer Begegnung mit Riesen-Spinnen, einer Horde Orks oder einem gefährlichen, sprechenden Drachen: Was würdet ihr wählen?
Dean O’Gorman: Orks sind wirklich bösartig. Wenn die Stunt-Leute jeweils in ihren Ork-Kostümen umherlaufen, sind sie ziemlich einschüchternd. Aber Orks wären immer noch besser als von Spinnen eingewickelt und gefressen zu werden. Vielleicht aber auch Smaug, das wäre immerhin schnell vorbei.
Aidan Turner: Oh… so viele Arten zu sterben. Orks würden mich wohl zerreissen, aber die Spinnen wären einfach nur abscheulich. Vermutlich würde ich die Orks wählen. Oder vielleicht auch Smaug. Man müssten ihn einfach so richtig provozieren, bis er Feuer speit und dann „Puff“, weg.
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