Ken Duken gab uns in einem Interview zu seinem neuen Film unter anderem Auskunft über seine spezielle Bogenschiesstechnik, wie seine Tätigkeit als Regisseur seine Arbeit als Schauspieler beeinflusst und wie echt seine Northmen-Haarpracht war.
In Northmen ist er Teil einer Gruppe von Wikingern, die auf der Flucht von Söldnern sind, da sie die Tochter des schottischen Königs Dunchaid in ihre Gewalt gebracht haben. Der Film, der am 23. Oktober in Deutschland, Österreich und der Schweiz in die Kinos kommt, feierte am Zurich Film Festival seine Weltpremiere. Blogbusters hat sich vor Ort mit Schauspieler Ken Duken über seine Wandlungsfähigkeit, seine Extension und darüber wie er es fertiggebracht hat sechs Pfeile in vier Sekunden abzuschiessen unterhalten.
Am Tag der grossen Northmen – A Viking Saga Weltpremiere am Zurich Film Festival treffe ich einen der Wikinger im eleganten Garten des Hotel Widder zum Interview. Ken Duken spielt in Northmen den Bogenschützen der Wikingergruppe. Im Film werden viele Schlachtrufe geschrien, privat wirkt der deutsche Schauspieler sehr gelassen und nimmt sich Zeit für seine Antworten.
Blogbusters: Ich habe gehört, dass die Dreharbeiten zu Northmen sehr anstrengend waren.
Ken Duken: Ja, aber auch toll. Es war natürlich brutal anstrengend. Wir hatten viel physische Vorbereitung, um die Wikinger-Muskelmasse aufzubauen. Aber die Dreharbeiten mit der Gruppe haben einfach nur Spass gemacht.
Blogbusters: Und wie muss man sich diese physische Vorbereitung genau vorstellen?
Ken Duken: Eine Mischung aus Krafttraining und Kraft-Ausdauer-Training, damit man trockene Masse aufbaut und trotzdem irgendwie beweglich bleibt. (lacht) Natürlich mit dem Ziel, den Ansprüchen der Stuntchoreographen gerecht zu werden. Aber einen Wikinger mit hängenden Schultern hätte ich mir selber nicht geglaubt und da ich kurz daraufhin für eine schwule Liebesgeschichte vor der Kamera stand, wollte ich nicht einfach nur eine fette Muskelmasse aufbauen. Dies hätte für meine Rolle in der Liebesgeschichte nicht mehr gepasst.
Blogbusters: Da hast du ja als Bogenschütze nochmal Glück gehabt.
Ken Duken: (lacht) Ja.
Blogbusters: Aber für das Bogenschiessen musstest du immerhin eine ganz spezielle Technik erlernen…
Ken Duken: Ja, ich musste eine spezielle Technik für den Film erlernen, die mir eigentlich niemand mehr wirklich zeigen konnte. Ich habe sie dann über die Videos (Beispielvideo, Anm. d. Red.) von Meisterbogenschütze Lars Andersen im Netz gelernt, der mir am Ende auch noch ein wenig geholfen hat. Ich wollte nicht diesen typischen, schwebenden, ballettartigen Bogenschützen darstellen, sondern ich wollte einen Bären verkörpern. Einen Typ, der da einfach steht und auch draufhaut, wenn es sein muss. Ich hielt bei dieser speziellen Technik mehrere Pfeile in den Händen, so dass ich immer gleich den nächsten abschiessen konnte.
Blogbusters: Aber wenn es eigentlich praktisch niemanden mehr gibt, der diese Technik beherrscht: Wie seid ihr dann darauf gekommen sie im Film zu verwenden?
Ken Duken: Der Regisseur (Claudio Fäh, Anm. d. Red.) hat mir im Netz einfach Videos gezeigt, in denen einer mehrere Pfeile abschiesst, bevor der erste überhaupt den Boden berührt.
Blogbusters: Er hat dir also einfach die Videos gezeigt und dann gesagt: Mach das mal?
Ken Duken: Genau. Und dann habe ich jemanden gesucht, der mir das beibringen könnte. Aber es gab niemanden, auf jeden Fall haben wir niemanden gefunden. Es gab nur Leute, die mir zeigen konnten, wie man „normal“ einen Bogen schiesst. Nachdem ich es mir selber mit den Videos halbwegs beigebracht hatte, habe ich Lars Andersen meine Technik gezeigt und er hat gesagt: Ein Wunder, dass du das mit deinen Möglichkeiten überhaupt so schaffst, aber schau mal, es gibt da noch diesen und diesen Trick. Er hat es mir natürlich nicht ganz korrekt beigebracht, um diese Technik wirklich zu beherrschen muss man immerhin 30 – 40 Jahre trainieren, aber ich habe es dann so ungefähr hingebracht und den Rest hat der Schnitt gerettet. Am Ende konnte ich immerhin etwa sechs Pfeile in vier Sekunden abschiessen.
Blogbusters: Das ist ja doch eine beachtliche Leistung in so kurzer Zeit.
Ken Duken: Ja. Ich glaub das war das Adrenalin (lacht). Der Druck hat dafür gesorgt, dass es dann irgendwie ging.
Blogbusters: Musstest du noch weitere spezielle Fähigkeiten für deine Rolle erwerben?
Ken Duken: Nein, ich habe das Drehbuch gelesen und dachte: Okay, Wikinger-Film: Reiten kann ich und Schwertkampf kann ich. Dass ich dann ausgerechnet der Bogenschütze geworden bin war dumm (lacht). Aber viele Sachen am Film haben mich sowieso gereizt, es ist immerhin ein klassisches Jungs-Thema. Es war für mich wie Cowboy und Indianer Spielen vor professionellem Hintergrund. Ich habe das sehr geliebt.
Blogbusters: Bei Northmen hat dich also vor allem das Wikinger-Thema gereizt. Hast du als Schauspieler sonst ein bevorzugtes Filmgenre?
Ken Duken: Mich reizt immer die Wandlung. Wie ich eben zum Beispiel nach diesem Wikingerfilm das schwule Liebesdrama gemacht habe. Ich suche immer die Kontraste. Also etwas, das ich vorhin noch nie gemacht habe. Neue Dinge zu lernen und sich aufs Glatteis zu bewegen, das reizt mich. Immer wieder das Gleiche zu machen, das wäre nicht mein Ding.
Blogbusters: War das mit ein Grund, der dich dazu gebracht hat auch noch Regisseur zu werden?
Ken Duken: Ja, sicher. Ich habe immer gesagt: Ich bin kein Mensch, der einfach dasitzt und Däumchen dreht. In jenen Zeiten, in denen ich nicht die Sachen angeboten bekomme, die ich machen will, versuche ich einfach meine eigenen Sachen zu machen.
Blogbusters: Was sind für dich die jeweiligen Vorteile an deiner Arbeit als Schauspieler bzw. als Regisseur?
Ken Duken: Als Schauspieler ist man sehr spezialisiert. Aber durch die Arbeit als Regisseur und Produzent habe ich viel über die anderen Arbeiten gelernt, die für einen Film notwendig sind. Bei kleinen Low-Budget-Filmen habe ich zum Beispiel den LKW mit dem Lichtmaterial selbst beladen. Ich weiss also, was diese Jungs da leisten und was das für eine Arbeit ist. Und wenn man sich bewusst ist, wer auf dem Set sonst noch alles was leistet, hilt dies dabei, auch in Extremsituationen Ruhe zu bewahren.
Blogbusters: Und hat man nie das Bedürfnis als Schauspieler dem Regisseur rein zu funken, wenn man diese Seite ebenfalls kennt?
Ken Duken: Nein, das würde ich nie. Für mich ist der Regisseur eines der wichtigsten Kriterien, weshalb ich einen Film mache und dann vertraue ich ihm auch. Und wenn der Regisseur einer ist, der einfach sagt: „Stell dich jetzt dahin und sei meine Puppe“, dann bin dafür sowieso der Falsche. Für mich ist es eine Zusammenarbeit. Und ich glaube, dass viele Regisseure es durchaus sehr schätzen, wenn man eigene Ideen einbringt. Aber auch, dass man mal die Klappe hält, wenn man merkt: Der schwimmt gerade und der braucht jetzt nicht noch ein zusätzliches Problem, sondern ist froh, wenn man das für sich selber löst.
Blogbusters: In dem Fall hast du dich vor deiner Zusage zu Northmen wahrscheinlich auch damit beschäftigt, was Claudio Fäh vorher gemacht hat. Was gab für dich den Ausschlag ihm zu vertrauen?
Ken Duken: Was er vorher gemacht hat, war für mich gar nicht so ausschlaggebend. Ich habe ihn kennengelernt und wusste: Ich liebe diesen Mann, der ist einfach der Knaller. Ich habe fünf Minuten gebraucht, dann wusste ich: Mit diesem Menschen möchte ich arbeiten. Und Claudio ist für jeden Schauspieler ein Geschenk.
Blogbusters: Weshalb?
Ken Duken: Weil er offen ist. Er nimmt nicht einfach Momente von dir, er fordert dich richtig. Er treibt dich dazu an das Beste zu geben. Er lässt dir alle Freiheiten und weiss trotzdem genau, was er will. Er behält immer die Ruhe und ist dankbar für das, was du tust. Und er gibt dir das Gefühl, dass er seine Schauspieler liebt. Ich kann nur jedem Schauspieler auf der Welt empfehlen mit Claudio zu arbeiten.
Blogbusters: Dann hattest du während dem Dreh also die Möglichkeit, Ideen für deine Figur einzubringen?
Ken Duken: Ja, aber auch schon vor dem Dreh. Die Arbeiten beginnen ja schon vorher, wenn man das Drehbuch hat und sich vorbereitet. Aber während des Drehs haben wir viele Szenen mehrmals gedreht und das Drehbuch immer wieder weiterentwickelt. Was ich beim Film ja, im Gegensatz zum Theater, liebe: Im Theater hast du immer diesen Wandel, jede Vorstellung ist anders. Es ist nie exakt dasselbe Stück. Beim Film hingegen sieht jeder auf der Leinwand dasselbe. Natürlich verändert das Umfeld, in dem man den Film sieht, die Art und Weise wie man den Film wahrnimmt und trotzdem sieht jeder exakt das gleiche Werk. Diese Endgültigkeit, die man als Filmemacher hat, die ist natürlich schwierig. Man kann nicht mehr am Tag nach der Premiere reagieren, wenn etwas schief gelaufen ist, sondern das ist es dann. Ich glaube der Einzige, der im Nachhinein noch seinen Film verändert hat, das war Stanley Kubrik. Der hat einen Film aus dem Kino genommen und noch einmal daran herumgeschnitten (Das war The Shining, Anm. d. Red.).
Blogbusters: Hast du ein Bespiel für eine Szene, die in Northmen zuerst anders gedacht war?
Ken Duken: Einige Szenen über die Liebesgeschichte mit Tom und Charlie. Da hat man am Dreh gemerkt, dass viele dieser Szenen zu aufgesetzt wirkten und sie deswegen auf das Minimum reduziert. Das war natürlich toll für den Film, weil man die Leute ja immer wieder klagen hört: Ach, wieder so eine Liebesgeschichte. Aber im Grunde genommen beruht jedes Drama, das da draussen in der Welt passiert, auf irgendeiner Emotionalität. Das kann eine Liebesgeschichte sein oder sonst irgendetwas. Wenn eine Liebesgeschichte also gut in einen Film eingebunden ist, dann passt das. Viele Filme, die ich liebe, von Gladiator bis zu Braveheart, enthalten gut eingebettete Liebesgeschichten.
Blogbusters: Was sind denn als Zuschauer deine Lieblingsfilme?
Ken Duken: Alles. Ich liebe es, quer durch die Banden zu schauen, wenn der Film, für das was er ist, konsequent und ehrlich ist. Ich finde einfach, man soll die Filme machen, die man selber gerne mag und gerne schaut. Für mich ist Erfolg kein Ziel, sondern eine Resonanz für das, wofür man steht.
Blogbusters: Wir kommen zum Schluss: In Northmen hast du so wunderbar lange, verfilzte Haare…
Ken Duken: (lacht) Das waren Extensions. Der Bart war echt, den habe ich gezüchtet, aber die Haare waren Extensions. Die waren etwas schwer, aber irgendwann gewöhnt man sich an alles. Aber vielleicht nimmt man es als Mann mit dem Waschen am Schluss nicht mehr so ernst. (lacht)
Und zum Glück braucht ein Wikinger keine perfekt gewaschenen Haare, um überzeugend zu wirken, weswegen ich da mal ganz galant darüber hinweghören kann. Mittlerweile sind die Extensions ja auch schon lange wieder weg. Nur in Northmen kann man die langen Haare immer noch zusammen mit den raschen Bogenschüssen bewundern.
Ken Duken Mini-Bio und Trivia
- Ken Duken wurde 1979 in Heidelberg, Deutschland, geboren, momentan lebt er in Berlin.
- Er besuchte nie eine Schauspielschule, sondern lernte stattdessen von seiner Mutter Christina Loeb, die ebenfalls Schauspielerin ist.
- Er war bisher in über 25 Langfilmen zu sehen, darunter Inglourious Basterds (2009) und Zweiohrküken (2008).
- Zudem war und ist er in verschiedenen TV-Serien als Schauspieler tätig.
- Für seine Rolle in der TV-Serie Das Wunder von Kärnten erhielt er einen International Emmy Award.
- Dazu erhielt er für andere Serien-Rollen zweimal den Adolf-Grimme-Preis sowie weitere Awards.
- Er ist auch als Regisseur für Filme, Werbung und Musikvideos tätig mit seiner eigenen Produktionsfirma GrandhotelPictures.
- Zu seinen Hobbys gehören Marathon-Laufen, Kochen und Fussball.
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