
Wenige Tage nachdem Cicilia (Elisabeth Moss) heimlich in der Nacht ihren missbrauchenden Ehemann verlässt, begeht er Selbstmord und hinterlässt ihr ein Vermögen. Die erste Erleichterung weicht bald Unbehagen, als Cicilia bemerkt, dass jemand sie heimlich verfolgt und bedrängt.
Dass «heimlich» hier «unsichtbar» bedeutet, daraus macht der Film zum Glück kein grosses Mysterium. Dies wäre dem Zuschauer sowieso rasch klar gewesen. Stattdessen nimmt der Film die Prämisse des unsichtbaren Mannes, und macht daraus eine Erzählung über eine missbräuchliche Beziehung.
Das Unsichtbare als Symbol
Eine von missbräuchlichen Partnern genutzte Methode ist, ihre Opfer psychisch dazu zu bringen an ihrer Realität zu zweifeln. Cicilia durchschaut die Anwesenheit des Unsichtbaren zwar rasch, aber auf Aussenstehenden wirkt sie sehr wohl bald, als ob sie Realität und Wahn nicht mehr unterscheiden kann.
Sie hat keine Chance zu beweisen, dass jemand es auf sie abgesehen hat, wenn niemand ihn sehen kann. Ihre ersten Hilferufe werden als Folgen des Traumas abgestempelt. Als sie alleine den Kampf aufnimmt, steigern sich die subtilen Hinweise des Angreifers zu konkreten Attacken. Schritte für Schritt isoliert er Cicilia von ihrem Umfeld, eine weitere Taktik von missbräuchlichen Partnern. Es geht ihm um absolute Kontrolle über Cicilia und Regisseur Whannel erfasst diese kalkuliert Boshaftigkeit präzise.
Starke Schauspielleistung
Dabei greift Whannel oft auf bekannte Horrorszenarien zurück, wodurch die Geschichte manchmal etwas gar vorhersehbar bleibt. Das interessante Szenario verleiht aber genügend frischem Wind, um dies auszugleichen und die Kinematographie überzeugt mit starken, düsteren Bildern.
Höhepunkt ist aber eindeutig Elisabeth Moss als Cicilia. Sie verkörpert Cicilias Trauma und Verzweiflung ebenso wie deren Entschlossenheit doch den Kampf aufzunehmen meisterhaft. Cecilia ist nicht einfach ein Opfer, das schreiend von einem Täter wegrennt und am Ende etwas zurückschlagen darf. Ihr Kampf geht tiefer und Moss trägt dies durch ihren starken Ausdruck in jeder Szene.
Damit gelingt eine gänzlich andere Neuinterpretation des klassischen Universal-Monsters aus den 30er-Jahren, die bis auf Unsichtbarkeit nichts mit The Invisible Man (1933) zu tun hat. Aber fast identische Remakes gibt es ja auch wirklich schon zu genüge.
Fazit
The Invisible Man ist ein intelligenter, beklemmender Horror-Thriller, der zugleich eine Erzählung über den Ausbruch aus einer missbräuchlichen Beziehung ist und vor allem dank Elisabeth Moss grossartigem Schauspiel einfährt.
UPDATE: The Invisible Man läuft ab dem 6. Juni 2020 in den Schweizer Kinos.
The Invisible Man ist bereits auf verschiedenen Plattformen digital erhältlich, z.B. Rakuten TV, Google Play oder Swisscom TV. Ab 30.12.2020 auch auf DVD & Blu-Ray.
The Invisible Man / Der Unsichtbare (2020), Regie: Leigh Whannell, USA.
(Titelbild: © Universal Pictures International Switzerland. All Rights Reserved. )
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