Gemma (Imogen Poots) und Tom (Jesse Eisenberg) sind ein junges Paar auf der Suche nach dem ersten gemeinsamen Haus. In einem Immobilienbüro treffen sie auf den überfreundlichen Makler Martin (Jonathan Aris), der ihnen seine neuste Vorort-Siedlung «Yonder» zeigen will. Nach dem Motto «Kann ja nicht schaden» willigen Gemma und Tom ein. Martin zeigt ihnen daraufhin Haus Nr. 9, das bereits piekfein eingerichtet und in jeder Form identisch ist, wie alle anderen Häuser in der leeren Siedlung. Das Paar entscheidet rasch, dass die geschniegelte «Vorstadtidylle» nichts für sie ist. Als sie jedoch gehen wollen, ist Martin plötzlich spurlos verschwunden und der Weg aus «Yonder» ebenso. Egal welche Strasse die beiden nehmen, sie landen immer wieder vor Haus Nr. 9.
Mehr sollte man im Voraus gar nicht wissen, um den Film optimal zu geniessen. Das anschliessend folgende Szenario wird nämlich wunderbar aufgebaut und von Poots und Eisenberg beklemmend getragen. Was genug ist um, den Alptraum wirken zu lassen, selbst wenn der Mystery Aspekt am Ende nicht wirklich aufgeklärt wird. Also nicht weiterlesen, wer den Film eh sehen will.
Erste Andeutungen zum Verlauf der Geschichte finden sich zwar bereits in den ersten Minuten von Viviarium, mit einem Kuckucksvogel. Diese legen ihre Eier bekanntlich in fremde Nestern und lassen ihre Brut von anderen Vögel grossziehen. Genau wie Gemma und Tom gestrandet in Yonder vor «ihrem» Haus eine Box mit einem Baby mit einer einzigen Anweisung finden: Um ihre Freiheit zu erhalten, sollen sie das Kind grossziehen.
Wenig überraschend stellt sich das Kind als leicht seltsam heraus, aber Tom und Gemma scheinen keine andere Wahl zu haben. Während Gemma versucht ihre Abneigung gegenüber dem Kind mit ihrem Mutterinstink zu vereinen, stürzt sich Tom in die Idee vor dem Haus ein Loch als Ausweg zu graben. Damit ist Viviarium interessanterweise der zweite Film am NIFFF mit einem ähnlichen Schema: Seltsames Kind taucht in Familie auf, der Vater zieht sich daraufhin mit purer Abneigung in eine Tätigkeit zurück, die das Problem lösen soll, während die Mutter praktisch alleine mit Kind und dem restlichen Haushalt zurückbleibt. In beiden Fällen sind die Mütter nach ein paar Reklamationen überraschend vergebend, aber in Vivarium wird Tom wenigsten am Ende nicht zum grossen, alleinigen Retter hochstilisiert.
Der Wunsch nach einer gemeinsame Zukunftsplanung wird für Gemma und Tom zum verdrehten Alptraum.
Fazit
Vivarium ist eine kafaeske Verzerrung einer Vorstadt-Familienidylle, die am
Ende zwar ihren Mysterien nicht wirklich auf den Grund geht, aber unter Anderem
dank grandiosen DarstellerInnen ein beklemmendes Alptraumszenario bietet.
Vivarium lief am Neuchâtel International Fantastic Film Festival (NIFFF) 2019.
Vivarium (2019), Regie: Lorcan Finnegan, Irland, Dänemark, Belgien, USA.
(Titelbild: NIFFF)
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