Detention ist angelehnt an das gleichnamige Horror-PC-Game. Wer deswegen das Schlimmste befürchtet: Detention hat immerhin mehrere Golden Horse Awards erhalten, das Gegenstück zum Oscar im chinesischsprachigen Raum.
1962 herrscht in Taiwan strenges Kriegsrecht. Fang (Gingle Wang) und Chang (Meng-Po Fu) besuchen beide die gleiche Schule und sind beide verknüpft mit einem Untergrundliteraturklub, in dem verbotene Bücher kopiert werden. Aber die Schule, in der sie sich an diesem Tag plötzlich wiederfinden, sieht wesentlich herunter gekommener aus als normal und in den Schatten lauert etwas…
Detention verläuft auf zwei verschiedenen Handlungsebenen. Auf der einen Seite sind Fang und Chang gefangen in einer «düsteren Version» ihrer Schule, verfolgt von seltsamen Visionen und Wesen. Auf der anderen Seite verläuft eine Geschichte rund um den Untergrundliteraturklub an Fang und Changs Schule, die einem geerdeten Drama-Erzählschema folgt.
Natürlich sind die beiden Ebenen verknüpft, aber die Auflösung über die genaue Verbindung ist raffiniert gestaltet. Fang und Chang decken Schritt für Schritt auf, weswegen sie sich an diesem seltsamen Ort befinden. Dabei werden sie insbesondere von einem Wesen gejagt, das Silent Hill Vibes mit sich bringt. Ganz an dasselbe Horrorniveau kommt Detention aber doch nicht ran, dafür ist der Gruselfaktor zu tief und nicht alle Erscheinung von derselben Qualität.
Die grösste Stärke von Detention liegt aber in der Verbindung der Horrorsequenzen mit dem psychologischen Drama-Erzählstrang. Manchmal fühlt sich das zwar an wie zwei verschiedenen Filme gleichzeitig zu schauen, aber meist funktioniert es einwandfrei. Die Geschichte der Fang und Chang auf die Spur kommen ist überraschend vielschichtig, wenn auch leider flach in Bezug auf Charaktere. So fühlt sich der Film manchmal etwas an wie ein interessantes, psychologisches Puzzle, dem am Ende doch die Tiefe fehlt, um wirklich einzutauchen. Aber das Puzzle ist sehr unterhaltsam und geschickt aufgebaut.
Fazit
Detention ist ein Mystery-Drama mit Horrorelementen, das neben einem Einblick in die Vergangenheit von Thailand hinter seinen Monstern ein psychologisches Drama versteckt. Der Film strauchelt ein wenig darüber in keine seiner beiden Story-Ebenen wirklich eintauchen zu können, kreiert aber dafür aus den beiden ein solide aufgebautes Mystery.
3.5/5 Sterne
Detention läuft vom 03. – 11. Juli 2020 an der Online-Ausagabe des NIFFF (nur CH).
Detention (2019), Regie: John Hsu, Taiwan.
Korrektur: Eine frühere Version dieses Artikels gab falschlicherweise an, dass die Geschichte des Films in Tailand spielt, korrekt ist Taiwan. Der Artikel wurde entsprechend angepasst. Dank an Li-Fang Wang für den Hinweis.
(Titelbild: NIFFF)
Li-Fang Wang meint
The background setting of this movie is in Taiwan, rather than in Thailand. Please correct your article.
Nicoletta meint
That’s true and an error that shouldn’t have happened. Thank you very much for the correction. The article has been corrected.