James D. Stern hat Robert Redfords letzten Film The Old Man & The Gun produziert. Wir haben uns am Zurich Film Festival mit ihm getroffen und unter anderem über seine Wechsel zwischen Regie und Produktion sowie die Netflix-Debatte unterhalten.
James D. Stern hat schon manche Filme produziert und ist auch als Dokumentarfilm-Regisseur tätig. Mit Ein Gauner & Gentleman (The Old Man & The Gun) hat er ungeplant den letzten Film von Schauspiel-Ikone Robert Redford produziert.
In Ein Gauner & Gentleman spielt Robert Redford den Bankräuber Forrest Tucker, bekannt für seine vielen Gefängnisausbrüche. Noch im hohen Alter raubt er Banken mit Leidenschaft und einem Lächeln auf den Lippen aus. Auf der Flucht nach einem Banküberfall trifft er auf Cindy (Sissy Spacek) und zwischen den beiden entwickelt sich eine gegenseitige Faszination. Doch Casey Affleck ist dem Gentleman-Räuber als Polizist John Hunt bereits auf der Spur.
The Old Man & The Gun ist kein Western, fühlt sich aber manchmal an wie einer. War dies Absicht?
James D. Stern: Ja. Sobald Robert Redford auf einem Pferd reitet (er lacht), kommt das Western-Feeling automatisch. Und dann spielt er im Film auch noch ein Verbrecher. Deswegen wirkt der Film auch so zeitlos.
Der Film wurde ja auch auf 16mm gedreht.
Ich glaube, David (der Regisseur A.d.R) hat sich entschieden auf 16mm zu filmen, weil er so ein grosser Filmliebhaber ist. Es war eine sehr interessante Erfahrung für mich. Im Gegensatz zur modernen Technik, war es zum Beispiel sogar schwierig, am Abend die Aufnahmen des Tages ansehen zu können. Und die ganze Entwicklung der Filmrollen… Wir dachten: „Meine Güte, dies wird alles so kompliziert werden.“ Aber am Ende war es das gar nicht und der Film sieht dafür jetzt fantastisch aus. David ist ein echter Künstler.
Dazu kommt ein überraschend fröhlicher Tonfall für einen Kriminalfilm. Eher wie ein Film über einen alten Mann, der seine Leidenschaft nicht aufgeben will.
Einverstanden. Es ist ein Film über einen Künstler, dessen Kunst einfach daraus besteht, Banken auszurauben und aus Gefängnissen auszubrechen. (lacht)
Das ist seine Kunst. Es ist ein Film darüber, nicht gelassen in den Ruhestand zu gehen.
Darüber seine Gabe, seine Leidenschaft, seinen Traum nicht aufzugeben, nur ist es halt so, dass seine Leidenschaft das Ausrauben von Banken ist. Ich glaube, deswegen spricht der Film so viele an.
Was war die grösste Herausforderung während des Drehs von Ein Gauner & Gentleman für Sie als Produzenten?
Mich nicht einzumischen. (Er lacht) Nein, ich scherze nur. Er ist so talentiert, sie alle sind so talentiert.
Herausfordernd ist immer der Balanceakt zwischen den Freiheiten, die man dem Regisseur geben will, damit er seine Geschichte korrekt erzählen kann und der gleichzeitigen Verantwortung für die Finanzen. Im Hintergrund gibt es ja immer noch die Investoren des Films. Das ist die grösste Herausforderung. Man will den Künstler nicht einschränken, aber gleichzeitig will man die Leute respektieren, die das Geld für den Film zu Verfügung gestellt haben.
Sie haben auch schon als Regisseur gearbeitet. Was bringt Sie dazu konstant zwischen den beiden Rollen als Regisseur und Produzent zu wechseln?
Jemand hat mir mal gesagt, Regie zu führen sei befähigt zu sein und zu Produzieren sei zu befähigen.
Zwei Seiten einer Münze.
Korrekt. Wenn ich produziere, bin ich ein sehr kreativer Produzent. Ich würde nicht produzieren und überhaupt nicht an der Entstehung des Projektes beteiligt sein. Ich könnte nicht mehr Produzent sein, wenn ich nicht zwischendurch Regie führen würde. Ich würde sehr frustriert werden. Ich liebe es, Regie zu führen. Produzieren kann langweilig werden, ausser ich kann mit Leuten wie David Lowery oder McDowell zusammenarbeiten. Wenn ich das Gefühl habe, ich kann etwas zum Projekt beitragen, dann ist dies wunderschön. Ansonsten würde ich dies weniger tun.
Als Produzent haben Sie bereits mehrfach mit Netflix zusammengearbeitet. Was ist Ihre Meinung zur aktuellen Netflix vs. Kino Debatte?
Netflix ermöglicht es, Geschichten zu erzählen, die ansonsten nicht erzählt werden würden. Filme wie Come Sunday (2018) oder The Discovery (2017), ein sehr kleiner, komplizierter Film, wären in der Vergangenheit sehr schwierig umzusetzen gewesen. Oder wenn, dann nur mit einem sehr viel kleineren Budget. Netflix eröffnet andere Möglichkeiten. Mehr Leute haben gewisse Film auf Netflix gesehen, als es ansonsten je möglich gewesen wäre.
Gleichzeitig hat es etwas magisches, Filme auf einer grossen Leinwand, im Kino, zu sehen. Ich habe gerade erst gestern darüber nachgedacht. Ins Kino gehen, bedeuet eine Verpflichtung einzugehen. Man muss aufstehen, den Bus, U-Bahn oder das Auto nehmen, jemanden organisieren der auf die Kinder oder den Hund aufpasst. Und wenn man in diesen Saal geht, schaut man nicht aufs Smartphone, man kann nicht auf Pause drücken, man ist in diesem Raum mit dieser grossen Leinwand. Das hat seine eigene Schönheit. Und ich hoffe, dass dort nicht nur Platz für Star Wars und Spider-Man ist. Ich hoffe, dass dort auch Platz für Filme wie Roma (2018) ist.
Ich bin in dieser Hinsicht etwas zerrissen und erkenne in beiden Arten Wert.
The Old Man & The Gun läuft seit dem 6. März 2019 in den Schweizer Kinos und ab dem 28. März 2019 auch in Deutschland und Österreich.
Kurz-Bio James D. Stern
James D. Stern ist ein US-amerikanischer Film- und Broadwayproduzent und Filmregisseur. Mit seine Produktionsfirma Endgame Entertainment hat er unter Anderem Looper (2012), Lord of War (2005) und Side Effects (2013) produziert. Seine Arbeit als Regisseur umfasst vor allem Dokumentationsfilme wie American Chaos (2018) oder So goes the Nation… (2006), die sich beide mit der amerikanischen Politik befassen. Daneben war Stern in der Investment-Branche tätig. Er hat einen B.A. in Directing und einen M.B.A. in Marketing and Finance.
The Old Man and the Gun (Kurzinhalt)
Wenn der über 70-jährige Forrest Tucker gut gekleidet und mit der Manier eines Gentlemans in eine Bank spaziert, möchte er in der Regel kein Bankkonto eröffnen, auch wenn er das zunächst behauptet. Tucker ist einer der meistgesuchten Bankräuber weit und breit – und möglicherweise der charmanteste. Nicht zum ersten Mal ist er eingebuchtet worden und nicht zum letzten Mal auf wundersame Art und Weise ausgebrochen. Dieses Mal heftet sich der ambitionierte Detective John Hunt an seine Fersen, der dem unermüdlichen Gauner und seinen Raubüberfällen ein für alle Mal ein Ende setzen will. Doch Tucker lässt sich davon nicht so schnell aus der Ruhe bringen, bandelt mit seinem neuen Date Jewel an und tut das, was er am besten kann. Die Kriminalkomödie THE OLD MAN & AND THE GUN beruht auf einer wahren Begebenheit. Robert Redford, Sissy Spacek und Casey Affleck brillieren in einem nostalgischen 70er- Jahre-Setting. (Quelle: DCM)
(Titelbild: zff.com)
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