María (Noomi Rapace) und Ingvar (Hilmir Snær Guðnason) sind ein kinderloses Paar, das auf einer ablegenden Farm in Island wohnt. Als eines Tages eines ihrer Schafe ein ungewöhnliches Kind auf die Welt bringt, entscheiden sich die beiden, es als ihre eigenes grosszuziehen. Aber was erst wie eine glückliche Fügung scheint, entpuppt sich bald als erster Schritt zum Abgrund.
Der Trailer von Lamb könnte von einem Horror-Film stammen, tatsächlich passt der Film aber nicht wirklich in diese Schublade. «Düsteres Sagendrama» ist die, wohl am ehesten zutreffende, Bezeichnung für diesen einzigartigen, seltsamen Film.
Lamb ist düster ohne Frage, aber nicht im blutigen Sinne. Da sind erstens einmal die wunderschönen Bilder von Kameramann Eli Arenson, die die Erzählung in eine mystische, farblose Stimmung tauchen und die Abschottung der Dreier-Familie gegen aussen bildlich verstärken. Dazu kommt das Mysterium um das ungewöhnliche Kind, das eine stetige Ungewissheit, eine konstante, leise Bedrohung mit sich bringt.
Aber das Gefühl von Rissen unter der idyllischen Oberfläche findet sich ebenso im menschlichen Drama des Films wieder, das den grössten Rahmen der Geschichte einnimmt. In Marías und Ingvars Welt werden Probleme nicht angesprochen, jeder wurstelt einfach mal vor sich hin und das geht so lange gut, bis es eben nicht mehr gut geht.
Davor wirklich in die Tiefe zu gehen, scheut aber auch Regisseur Valdimar Jóhannsson zurück, was auf der einen Seite zu seiner Erzählung passt und dem Film grosse Interpretationsraum verleiht, aber auf der anderen Seite dem Film von seiner Wucht nimmt. So bleibt am Ende mehr Symbolik als emotionale Geschichte übrig, das aber immerhin in einer wunderbaren Atmosphäre verpackt.
Fazit
Lamb ist ein wunderbar atmosphärisch gefilmtes, düsteres Sagendrama, das weniger auf den Horroraspekt, als auf das menschliche Drama seiner Geschichte fokussiert, aber dabei oft zu distanziert zu seinen Figuren bleibt.
3.5/5 Sterne
Deutschschweizer Kinostart: 28.10.2021
Lamb (2021), Regie: Valdimar Jóhannsson, Island/Schweden/Polen.
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