Vom 23. September bis am 03. Oktober 2021 fand mitten in Zurich das 17. Zurich Film Festival (ZFF) statt. Mit einem breiten Program von rund 164 aus 53 Ländern hatte das Festival einiges im Angebot, fünf Filme davon haben es mir besonders angetan, oder von Ninjababies, Pornos, sozialer Isolation, Superkräften und einem Schafkind:
1. Ninjababy (2021) von Yngvild Sve Flikke
Für einmal geht es nicht um eine Teenagerin, die zu jung schwanger wurde, sondern, um die 23-jährige Rakel, die einfach nicht Mutter werden will. Nur verhält sich das «Ninjababy» in ihrem Bauch derart unauffällig, dass sie die Schwangerschaft erst nach dem sechsten Monat bemerkt und eine Abtreibung nicht mehr möglich ist. Mit der perfekten Mischung aus trockenem Humor und ernsten Themen gelingt Yngvild Sve Flikke eine schräge, äusserst sympathische Drama-Komödie, die zugleich für beste Lacher sorgt und zum Nachdenken anregt.
2. Pleasure (2021) von Ninja Thyberg
Die 20-järhige Linnéa reist von Schweden nach Los Angeles, um sich ihren grossen Traum zu erfüllen: Sie will ein Pornostar werden. Dafür ist sie auch bereit Grenzen zu überschreiten, deren Konsequenzen sie sich nur halb bewusst ist. Regisseur Ninja Thyberg hat für ihren Film lange in der tatsächlichen Pornoszene in LA recherchiert und ihre Vorarbeit hat sich ausgezahlt. Es gelingt ihr Linnéa als selbstbestimmte junge Frau darzustellen, ohne dabei die Schattenseiten des männerdominierten Business zu beschönigen.
3. Aloners (2021) von Hong Seong-eun
Jin-ah hat sich sozial isoliert, ihrer Freizeit verbringt sie vor dem Fernseher, die Arbeitspausen mit dem Smartphone. Aber der Tod eines Nachbarn und eine neue Arbeitskollegin führen dazu, dass ihre distanzierte Schutzmauer Risse bekommt. Hong Seong-euns Drama besticht durch seine Feinfühligkeit, die Art und Weise, wie sie die Zuschauer*innen in die Perspektive ihrer Protagonisten mitnimmt und die ruhige, atmosphärische Inszenierung fernab von Melodrama oder moralischem Zeigefinger.
Volles Ziprett Review
4. Mona Lisa and the Blood Moon (2021) von Ana Lily Amirpour
Neonlichter, schräge Charaktere, zwielichtige Gassen in New Orleans und eine junge Frau mit Superkräften.» Mona Lisa and the Blood Moon» hätte gut ein simpler Rache-Horror werden können, aber Regisseurin Amirpour (A Girl Walks Home Alone At Night (2014), The Bad Batch (2016)) stellt lieber wieder einmal alles auf den Kopf und liefert stattdessen einen hypnotischen Trip mit Dubstep-Soundtrack über zwischenmenschliche Verbindungen. Für einmal führen die Superkräfte ausserdem nicht zur unausweichlichen Selbstzerstörung der Protagonistin, wie sonst in Horrorfilmen gerne üblich.
Volles Ziprett Review
5. Lamb (2021) von Valdimar Jóhannsson
Ein kinderloses Paar im ländlichen Island wird Zeuge einer ungewöhnlichen Geburt: Eines ihrer Schafe bringt einen seltsames Schaf-Mensch-Mischling auf die Welt. Die beiden entscheiden sich kurzerhand das ungewöhnliche Kind als ihr eigenes grosszuziehen, aber das hat unerwartet Konsequenzen. Lamb ist weniger Horror als eine düstere Sagenerzählung, funktioniert als solche nicht zuletzt wegen den wunderbar düster-atmosphärischen Bilder aber bestens.
Titebild: v. nach rechts : Ninjababy: © Lars Olav Dybvig und Motlys, Mona Lisa and the Blood Moon: ZFF, Aloners: ZFF, Lamb: © Filmcoopi
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