Oberösterreich im 18. Jahrhundert: Agnes (Anja Plaschg) wird verheiratet und zieht zu ihrem Ehemann Wolf (David Scheid) in ein abgelegenes Waldhaus fernab von ihrem vertrauten Heimatort. Im lokalen Wald hat vor kurzem eine Mutter ihr Kind umgebracht, um die Todesstrafe zu erhalten, ohne wegen Suizid in die Hölle zu kommen.
Agnes versucht sich an ihr neues Leben zu gewöhnen, aber Wolf macht es ihr nicht gerade einfach: Er schafft es nicht einmal ihr am ersten Tag den Weg zum gemeinsamen Arbeitsort zu zeigen und wirft das Einzige, was sie bis auf ihre Kleider mitgebracht hat, ihre Insektensammlung, ohne zu zögern ins Feuer. Wolf’s Mutter taucht jeden Abend in dem Haus des jungen Ehepaars auf und ist voller Anweisung was Agnes besser machen soll.
Einsam und orientierungslos fixiert sich Agnes daraufhin ihre Rolle als Ehefrau zu erfüllen und Wolf Kinder zu schenken, aber nicht einmal im Bett zeigt dieser das kleinste Interesse an ihr. Nur eine alleinerziehende Mutter, die selbst am Rand der Dorfgesellschaft steht, baut eine kleine Verbindung zu Agnes auf.
Agnes beginnt zunehmend zu Verzweifeln und aus einer ungemütlichen Situation wird bald eine sich immer mehr steigernde Abwärtsspirale. Aus einem etwas ungemütlichen Film wird ein emotionales Psycho-Drama, eine Tour de Fource in den Abgrund. «Des Teufels Bad» ist ein langsamer Film, aber psychologisch bis auf die Knochen einfahrend. Je mehr die junge Frau emotional abwärtsgleitet, desto weniger weiss ihr Umfeld, wie sie mit ihr umgehen sollen.
Rhythmische Musik fährt in den richtigen Momenten ein, während in anderen Szenen nur gutturale Schreie von purer Verzweiflung in absoluter Stille zu hören sind. Die Regisseure Severin Fiala und Veronika Franz ziehen Elemente aus dem Horror-Genre bei, um den inneren emotionalen Horror von Agnes auf die Leinwand zu bringen. Ein klassischer Horrorfilm ist «Des Teufels Bad», im Gegensatz zum letzten grandiosen Film, «The Lodge» (2019), der beide nicht, aber er fährt deswegen nicht weniger ein.
In Schlüsselmomente liegt der Fokus durch einfahrende Close-Ups ganz auf dem einfahrenden Schauspiel von Anja Plaschgl als Agnes und lässt den Zuschauer nicht vor den Emotionen der jungen Frau flüchten. Agnes ist umgeben von Leuten, die alle nicht direkt böswillig gegen sie gerichtet sind, die sie aber auch alle nur als obligatorische Schablonenfigur «Ehefrau» wahrnehmen, die sich gefälligst ohne jegliche eigene Persönlichkeit und Hilfe schweigend eingliedern soll.
4/5 Sterne
„Des Teufels Bad“ läuft noch einmal am 12.07.2024 am Neuchâtel International Fantastic Film Festival.
Des Teufels Bad (2024), Regie: Severin Fiala und Veronika Franz, Österreich/Deutschland.
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